Seit 130 Jahren existiert die Rettenbacher Armbrustschützengesellschaft als Verein. Ihre Tradtion reicht jedoch wesentlich weiter zurück und ist eng mit der Verwendung der Armbrust verbunden. Der mittelhochdeutsche Name Armbrust kommt übrigens aus dem Lateinischen arcubalist, arbalist – daher die mundartliche Bezeichnung „Balester“ – und bedeutet Schleuder mit Bogen.

Die Armbrust ist im Prinzip ein horizontal auf einer Mittelsäule montierter Bogen, der es dem Schützen durch eine Rückhaltevorrichtung für die Sehne ermöglicht, die Waffe ohne Anstrengung gespannt zu halten und dadurch lange und genau zu zielen. Durch geeignete Konstruktion kann die Armbrust erheblich mehr Energie speichern und auf ein Projektil übertragen, als es einem Bogenschützen durch bloße Armkraft möglich wäre. Deshalb werden keine langen, elastischen Pfeile verschossen, die unter den auftretenden Beschleunigungskräften zerbrechen würden, sondern kurze, steife Bolzen oder seltener, Ton- oder Steinkugeln zu Jagd- und Sportzwecken.

Im laufe der Zeit avoncierten sich im Salzkammergut einige traditionelle Bastler,die sich auf die Fertigung und Herstellung von Armbrüsten spezialisierten. Die Beschaffung der Teile für die Armbrust oblag wiederum Spezialisten. Der Eibenbogen verlangte die geschulten Blicke der Forstarbeiter und die Anfertigung der Hanfschnur beherrschten ebenfalls nur wenige. Wesentlichen Einfluß auf die Weiterentwicklung der Armbrust hattte jedoch der mechanisch-technische Ausbau der Abzugs- und Absehvorrichtung. Die erste große selbständige Erfindung war die Konstruktion einer Klappe zum Fixieren der Schnur. Sie ersetzte den Stöpsel, der früher die Schnur aus der Vertiefung drückte. Eine weitere Verbesserung konnte durch das sogenannte „Boanl“ erzielt werden. Das „Boanl“war eine Erfindung des Rettenbacher Vereinsmitgliedes Wilhelm Macht, der jeden Sonntag Nachmittag in der Schießstääte mit seiner „Zug“ aufspielte und stundenlang Witze erzählen konnte. Nun wurde der Bolzen (Pfeil) nicht mehr mit der Schnur, sondern von einem „Rutscher“ über die Rinne befördert.